Mit 7 Schritten zu deinem Familienrat und verbindlichen Entscheidungen für die ganze Familie
In meinem letzten Blog Artikel habe ich erzählt, wie meine Kinder aufs Fernsehen in der Fastenzeit verzichtet haben und wie uns der Familienrat bei der Entscheidungsfindung geholfen hat.
In diesem Artikel schreibe ich mehr zum Thema Familienrat. Was ist das überhaupt, wie kannst du selbst ganz leicht einen Familienrat ins Leben rufen und warum du das unbedingt tun solltest.
Regelmäßiger Austausch und das Treffen gemeinsamer Entscheidungen
Der Familienrat ist eine Zusammenkunft aller Familienmitglieder und er eignet sich für zwei Dinge besonders gut. Einerseits bietet er einen Raum um die Wünsche, Bedürfnisse, Gefühle und Befindlichkeiten aller Familienmitglieder zu hören, andererseits lassen sich gemeinsame Entscheidungen im Familienrat treffen.
Wichtig dabei ist, dass jeder zu Wort kommt und alle ihre Meinungen ,Gedanken,Erwartungen, Wünsche Bedürfnisse und auch Befürchtungen teilen können, ohne dabei ausgelacht oder nicht ernst genommen zu werden.
Es geht nicht darum, seine Position durchzusetzen, sondern sich auszutauschen und eine gemeinsame Lösung zu finden. Lies noch einmal wie es meiner Familie mit dem Fernsehverzicht ging. Der Familienrat diente uns als Werkzeug um verbindliche Entscheidungen für unseren Fernsehkonsum zu treffen. Entscheidungen im Familienrat erzeugen eine starke Verbindlichkeit und werden eher eingehalten, als Befehle oder Anweisungen der Eltern.
Natürlich sind Beschlüsse die im Familienrat getroffen werden, abänderbar. Das müssen sie auch wirklich sein, denn oft erweisen sie sich als gar nicht so alltagstauglich wie anfangs gedacht. Ich wäre zum Beispiel bereit gewesen, meine Kinder in der Corona – Schule – zu Hause – Zeit doch wieder fernsehen zu lassen. Aber das wollten sie ja nicht.
Und wenn es einmal nicht so gut klappt, ist das nicht schlimm. Der Familienrat ist schließlich kein Gericht und es ist mehr als erlaubt, ab und an ein Auge zu zudrücken, denn jeder gibt sein Bestes, so wie es ihm gerade möglich ist.
Es kann hilfreich sein, Entscheidungen im Familienrat zu visualisieren und beispielsweise ein Plakat gemeinsam zu gestalten. Als besonders verbindlich erweist es sich, dieses Plakat dann noch zu unterschreiben – immerhin ist es ja eine Art Vertrag. Auch Kleinkinder können schon unterschreiben, denn niemand sagt, dass eine Unterschrift aus Buchstaben bestehen muss.
Jetzt bist du dran: Ruf deinen eigenen Familienrat ins Leben!
7 Schritte auf dem Weg zu deinen Familienrat
Du willst das auch probieren? Es geht ganz einfach, du brauchst:
1. Einen Namen und einen Termin
Familienrat ist nur ein Vorschlag, vielleicht habt ihr eine Familienkonferenz, ein Familienmeeting oder ganz etwas anderes. Es bietet sich an, den Familienrat regelmäßig abzuhalten. Im Idealfall einmal pro Woche. Wie wärs mit sonntags nach dem gemeinsamen Frühstück?
Durch die häufige Frequenz nehmt ihr euch bewusst Zeit füreinander und eure Bedürfnisse. Außerdem übt ihr eine sehr wertvolle Art der Kommunikation und die könnt ihr dann auch einsetzen, wenn es einen Konflikt zu lösen gibt und den Familienrat eigens dafür einberufen.
2. Schafft die passende Umgebung und stimmt euch ein
Schafft einen gemütlichen Ort ohne Ablenkung. Ich zünde gern eine Kerze an oder arbeite mit Duftölen. Die Smartphones und sonstige Medien werden ausgeschalten und zur Seite gelegt.
Ihr könnt euch auf den Boden setzten, um euren Esstisch oder auf die Terrasse – wo es für euch gut passt. Vor dem Start gehen alle noch mal auf die Toilette und trinken etwas. Hungrig sollte auch keiner mehr sein. Bereitet Papier und Stifte vor, falls ihr etwas festhalten möchtet.
3. Im Familienrat sind alle gleichberechtigt
Das ist vielleicht die wichtigste Regel. Im Familienrat sind alle gleichberechtigt. Jeder wird gehört, jeder hört zu und nimmt den anderen ernst. Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Jeder kann den Familienrat einberufen, Groß und Klein.
4. Der Familienrat dient dem Austausch
Es muss kein Ergebnis geben und es muss auch kein Problem da sein, das gelöst werden muss. Der Familienrat kann auch einfach dem Austausch dienen. Auch wenn man sich zu einem Thema nicht einigt, ist das in Ordnung und wertvoll. Allein der Austausch trägt dazu bei, dass alle gehört wurden und man kann eine Sache auch ein paar Tage ruhen lassen und dann erneut beleuchten.
5. Bestimmt einen Gesprächsleiter
Ein bisschen Moderation ist hilfreich. Es macht die Sache zumindest anfangs leichter, wenn ein Erwachsener den Familienrat moderiert. Schaff die Rahmenbedingungen, sag ein paar einleitende Worte und beende den Familienrat auch wieder.
Bei einem Familienrat ohne konkretes Thema kann der Gesprächsleiter auch einfach in die Runde fragen: „Wie geht es euch?“
6. Gesprächsregeln
Ohne Gesprächsregeln geht es nicht. Legt diese gleich beim ersten Familienrat fest. Falls ihr später mehr, weniger oder andere braucht, ändert sie einfach.
Ein paar bewährte Gesprächsregeln:
- Störungen haben Vorrang.
- eine Schimpfwörter
- niemand wird unterbrochen oder ausgelacht
- alle werden angehört (zum Glück haben wir ja das Sprechsymbol, siehe Punkt 7)
- die Jüngsten dürfen als erste sprechen – denen fällt nämlich meistens das Warten am Schwersten
- Zeitrahmen für den Familienrat max. 30min – 45min, länger ist zu anstrengend und vielleicht ist für euch sogar eine kürzere Zeit genau richtig. Probiert es aus.
- Ich – Botschaften verwenden (wie das klappen kann, liest du hier)

7. Jeder wird gehört – das gelingt mit Hilfe eines Sprechsymbols
Sprechsymbole sind großartig und ihr braucht sie unbedingt. Die Person die das Sprechsymbol hat, ist an der Reihe und die anderen hören zu. Das verlangt meist etwas Übung, gelingt aber auch Kleinkindern bald sehr gut. Ein Sprechsymbol kann alles mögliche sein – ein bunter Stein, eine Muschel oder ein Schneckenhaus, eine Puppe oder ganz etwas anderes. Für kleinere Kinder ist oft ein Kissen das Passende. Die Person die gerade auf dem Kissen sitzt, darf sprechen.
Anfangs legt man das Sprechsymbol in die Mitte und entweder gibt der Gesprächsleiter das Symbol weiter oder jeder nimmt es sich selbst. Du weißt, was in deiner Familie funktioniert und wenn nicht, hilft ausprobieren ganz bestimmt.
Nutze die Chance und schaffe mit eurem Familienrat einen Ort, an dem alle Familienmitglieder gehört werden und sich austauschen können. Kreiere eine neue Möglichkeit um gemeinsam verbindliche Entscheidungen zu treffen.
Und jetzt keine Scheu, leg los. Das wird großartig.
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Hallo, ich bin Julia, Expertin für achtsame Kommunikation in der Familie und einem bedürfnisorientierten Alltag voller Gelassenheit.
Als Mama von drei Kindern und mit der Erfahrung aus über 8 Jahren Elternbildungsarbeit liegen mir Familien mit Kindern und ihre Bedürfnisse besonders am Herzen. Kommunikation und die Macht der Sprache faszinieren mich und begleiten meinen beruflichen Alltag als Mediatorin. viele Mediationstechniken sind im Familienalltag besonders hilfreich und deswegen bin ich heute hier: ich will dich an meinem Wissen und meiner Erfahrung teil haben lassen.