Mir ist langweilig.
Den Satz kennst du oder? Ich kenn ihn fast schon zu gut und gerade in den Ferien hört man Kinder ihre Langeweile heraus posaunen.
Langeweile an sich ist etwas Tolles. Sie fördert die Kreativität und lässt neue Gehirnstrukturen entstehen. Ich lehn mich so weit aus dem Fenster: Die besten Ideen habe ich, wenn mir langweilig ist. Gleichzeitig ist es durchaus anstrengend Langeweile auszuhalten. Meistens braucht es nur einen kleinen Schubs und die Ideen sprudeln nur so vor sich hin.
Um dir und deiner Familie diesen kleinen Schubs zu erleichtern, stelle ich in diesem Artikel unsere Ideengläser vor. Was das ist? Drei Einmachgläser voller Ideen mit den unterschiedlichsten Spielen, Beschäftigungen und Ausflügen. Ehrlich: Du brauchst das, es ist eine geniale Sache und bringt wirklich Abwechslung in den Familienalltag. Aber von Anfang an.
Du brauchst:
- 3 Einmachgläser, Schraubgläser, etc
- 1 Kreidemarker
- buntes Papier oder Papierreste
- Stifte
- ein bisschen Zeit
- einen Würfel
Zuerst habe ich drei Einmachgläser mit dem Kreidemarker beschriftet. Aktuell haben wir die Kategorien „Drinnen“, „Draußen“ und „Ausflüge. Du kannst natürlich jede Kategorie nehmen, die für euch gut passt. Ich mach in der Adventszeit sicher ein Glas mit „Advent“ und da kommen dann Weihnachtsaktionen rein. 😉
Danach habe ich am Familientisch lauter buntes Papier und Stifte vorbereitet und die Gläser in die Mitte gestellt. Der nächste Schritt: den Familienrat einberufen. Du weißt nicht was das ist? Ich hab da schon mal was dazu geschrieben und falls ihr noch keinen Familienrat habt und keinen gründen wollt, nehmt euch einfach die Zeit und setzt euch als Familie zusammen. Bei mir zu Hause eignet sich da vor allem der Sonntag Vormittag nach dem Frühstück gut. Vielleicht ist das ja bei dir auch so. (Ich kann allerdings nicht glauben, dass du keinen Familienrat willst…ehrlich, der ist großartig. Schau dir zumindest an, was das ist und was das kann.)
So jetzt kommt der spannende Teil. Nachdem sich alle versammelt haben geht es ans Brainstorming und Ideen sammeln. Die eine oder der andere geneigte LeserIn denkt sich jetzt vielleicht: „Hm, aber wenn immer allen langweilig ist, wie sollen wir dann Ideen sammeln?“ Ein berechtigter Einwand und deshalb habe ich hier ein paar Fragen, die helfen Ideen zu sammeln:
- Was ist dein Lieblingsspiel?
- Was haben wir schon lange nicht mehr gemacht?
- Was ist das lustigste/ spannendste/ aufregendste Spiel an das ihr euch erinnern könnt?
- Wo möchtest du immer wieder einen Ausflug hin machen?
- Bei welchem Ausflug hatten wir besonders viel Spaß?
- Wofür nehmen wir uns nie Zeit? (Ja ich weiß, die Frage tut ein bisschen weh, damit kommen wir halt nah an die Bedürfnisse und Wünsche ran.)
- Was möchtet ihr malen/basteln?
- Welche Dekoration brauchen wir gerade fürs Haus/ den Garten?
Uff, das sind eine Menge Fragen. Ihr werdet sie gar nicht alle brauchen, denn wenn die Ideen sprudeln, dann sprudeln sie. Zusätzlich kann es hilfreich sein, wenn sich ein Erwachsener vorab ein paar Ideen zusammen sucht. Wenn man selbst schon etwas einbringt kurbelt das die Ideenmaschine auch an. Pssst: Eine super Inspirationsquelle ist pinterest.
Wie die Ideen zu Papier kommen
Erwachsene und Schulkinder (bzw alle die schreiben können) schreiben die eigenen Ideen einfach auf. Zettel zusammenfalten, ab ins Glas, fertig. Jüngere Kinder brauchen ein wenig Unterstützung. Sie können ihre Ideen aufmalen und jemand anderes schreibt dann dazu, worum es sich handelt.
Was wenn unrealistische Ideen kommen?
Ein Malediven Urlaub oder eine Glitzer-Einhorn-Pupsmaschine sind in den allermeisten Familien nichts, das spontan umgesetzt werden kann, nur weil man einen Zettel aus einem Glas zieht. Das müsst ihr moderieren und erklären warum das jetzt gerade nicht geht und auch nicht ins Glas soll. Es wär ja sehr schade wenn etwas gezogen wird, das dann nicht umgesetzt werden kann. Meine Empfehlung ist diese Ideen umzuwandeln in solche, die funktionieren. Einen Malediven Urlaub kann man sich auch nach Hause holen. Ich denke dabei an einen Entspannungstag in Badesachen, mit gutem Essen und (alkoholfreien) Cocktails. Oder es kann auch ein Badeausflug sein. Die Glitzer-Einhorn-Pupsmaschine kann man zeichnen oder eine Geschichte damit erfinden oder ein Modell basteln.
Ein paar Ideen zum Loslegen:
- Naturmandalas legen
- einen Papierfliegerwettbewerb veranstalten
- aus Bausteinen eine Burg bauen
- Zaubertränke brauen
- eine Karaoke Show veranstalten
- ein Ausflug in den Tierpark
- ein Picknick im Wald
Häh, wofür brauchen wir den Würfel?
Meine Kinder haben einen sehr, sehr, sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Im Familienrat haben sie den Wunsch geäußert, dass es ganz gerecht sein muss, wer einen Zettel aus einem Glas zieht. Deswegen gibt es den Würfel. Wer die höchste Zahl würfelt, darf ziehen. Wer schon mal gezogen hat, darf erst wieder ziehen wenn alle anderen dran waren. Wer die höchste Zahl hat, darf seine Zieherlaubnis auch weiter geben. So ist das bei uns. Ganz genau und fair. Funktioniert tatsächlich gut. Du brauchst vielleicht gar keinen Würfel und ihr findet eine andere Regelung.
Müssen die Erwachsenen mit machen?
Müssen nein, natürlich nicht. Bei der Ideenfindung plädiere ich dafür, dass alle mitmachen. Das ist ja auch eine große Stärke des Familienrats. Beim Ziehen und der Umsetzung hängt es glaube ich von mehreren Faktoren ab. Wenn man keine Lust hat, muss man natürlich nicht mit machen. Ausflüge solltet ihr nur anbieten, wenn ich auch wirklich Lust und Zeit und Kapazitäten dafür habt. Das Alter des Kindes/ der Kinder spielt sicherlich auch eine Rolle. Es kommt also darauf an, würde ich sagen. Wir nutzen die Gläser manchmal alle zusammen und manchmal nur die Kinder alleine. Es geht also beides. Und manchmal zieht auch nur ein Kind alleine eine Idee aus dem Glas. Funktioniert auch.
Gezogene Ideen sammeln wir übrigens in einer Schüssel. So gibt es keine Doppelziehungen und wir sehen auch, wie viel wir schon gemacht haben.
So und jetzt bist du dran: Drinnen, Draußen und Ausflüge, los geht‘s.
Schreib mir gern wie die Ideengläser bei dir zu Hause funktionieren. Ich bin neugierig.
Alles Liebe, Julia
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Hallo, ich bin Julia, Expertin für achtsame Kommunikation in der Familie und einem bedürfnisorientierten Alltag voller Gelassenheit.
Als Mama von drei Kindern und mit der Erfahrung aus über 8 Jahren Elternbildungsarbeit liegen mir Familien mit Kindern und ihre Bedürfnisse besonders am Herzen. Kommunikation und die Macht der Sprache faszinieren mich und begleiten meinen beruflichen Alltag als Mediatorin. viele Mediationstechniken sind im Familienalltag besonders hilfreich und deswegen bin ich heute hier: ich will dich an meinem Wissen und meiner Erfahrung teil haben lassen.