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Ein ambitionierter Plan: 40 Tage ohne Fernsehen

 

Es begann im Februar 2020 zu Beginn der Fastenzeit.

 

So viel vorweg: nein ich bin nicht zutiefst religiös. Die Fastenzeit nehme ich allerdings gern als Anlass für bewussten Verzicht.

Ich beschloss auf Süßigkeiten zu verzichten. Sneak Peak: Hat nicht geklappt – Corona hat mir da ordentliche reingefunkt. 😉
Aber Prioritäten können sich bekanntlich ändern.

 

Meine Kinder wollten erstmals auch bewusst fasten. Süßigkeiten kamen nicht in Frage. Fleisch machte keinen Sinn – Kind 1 war zu diesem Zeitpunkt bereits Vegetarierin und der Vorschlag von Kind 2, Obst und Gemüse zu fasten, wurde durch mütterliche Entscheidungsgewalt nicht aufgenommen.

 

Ja was dann? Worauf könnten sie verzichten?

 

Fernsehen.

 

 Es war nicht meine Idee, sondern die von Kind 1 und Kind 2. Ja, das war etwas worauf sie verzichten wollten. Kind 3 stimmte so halbherzig zu – er wusste mit seinen 3 Jahren sicherlich nicht, was „fasten“ bedeutet, aber sich den Schwestern anzuschließen findet er schon mal aus Prinzip super. 

 

Mein Mann und ich schauten uns an. War das wirklich so eine gute Idee? Würden wir das aushalten?

 

 Wir alle wissen, dass fernsehen nichts Lebensnotwendiges ist, ganz abgesehen davon, dass es für die Gehirnentwicklung gar nicht gut ist.

 

Es gibt einen Haufen an Empfehlungen, wie viel Kinder fernsehen dürfen und woran man altersgerechte Inhalte erkennt. Da bin ich keine Expertin.

 

 Vivid, die Fachstelle für Suchtprävention hat da interessante, weiterführende Informationen dazu. Auch Safer Internet beschäftigt sich mit Medienkonsum von Kindern.

 

 

Trotzdem muss ich es zugeben: Ich liebe Filme. Ich liebe Serien und manchmal auch Kochsendungen. 

 

 Wir hatten es bis Februar 2020 recht locker und situationsabhängig gehandhabt. Die Kinder hatten zwar keinen freien Zugang zum Fernseher, das heißt, sie mussten ganz klassisch einen Erwachsenen fragen, aber ansonsten gab es keine konkreten Regeln. Wir entschieden eher tagesabhängig wann es genug war und wie viel zu viel war. Manchmal haben die Kinder tagelang den Fernseher ausgelassen und dann wieder jeden Tag etwas angeschaut. Es war sehr unterschiedlich.

 

Stress und Überlastung auf Elternseite führten naturgemäß zu mehr Fernsehkonsum der Kinder. Da bin ich ganz ehrlich.

 

 Wie war nun also das Fernseh-Fasten?

 

 Anfangs war es hart. Einerseits für Kind 3, andererseits für uns Eltern. Wenn wir Ruhe wollten – nur kurz fertig arbeiten – konnten wir die Kindern nicht vor dem Fernseher parken. Und das war eigentlich schon immer sehr bequem gewesen.

 

 Meine älteste Tochter, Kind 1, ist sehr konsequent und wenn sie eine Entscheidung getroffen hat, dann zieht sie das auch durch. Für sie war es also wirklich überhaupt kein Problem aufs Fernsehen zu verzichten. Kind 2 wurde von ihr einfach mitgezogen und hatte da gar keine andere Wahl.

 

 In der ersten Zeit war ihnen oft langweilig und sie wussten nichts mit sich anzufangen. Ich bin ja eine große Freundin der Langeweile, denn Langeweile ermöglicht Kreativität, also sind wir diese Phasen gemeinsam ausgesessen.

 

Anfangs habe ich ihnen noch mehr angeboten, zum Beispiel Bastelanleitungen und Materialien oder Brettspiele. Wir sind viel raus gegangen und haben Zeit im Garten und im naheliegenden Wald verbracht.

 

Bald war meine Intervention weniger oft von Nöten und sie fanden verlässlich selbst Beschäftigungsideen. Ihr Spiel wurde immer freier (juhu!) und kreativer. Klar gab es manchmal Einbrüche und vor allem Kind 3 vermisste die Paw Patrol und die PJ Masks. Es war allerdings aushaltbar und ging schnell vorbei.

 

In schwierigen Phasen war es wichtig Beziehung herzustellen und beispielsweise gemeinsman ein Buch zu lesen oder zu kuscheln.

 

Wir mussten gut hinschauen, welche Bedürnisse fernsehen eigentlich gerade erfüllen sollte und dementsprechend auf unsere Kinder eingehen.

 

Langeweile, abschalten können, Ruhe finden – es war ganz unterschiedlich.

 

 

 

Wir hatten uns also gerade eingefunden in der fernsehlosen Welt unseres Familienalltags, als das unvorhergesehene geschah: Corona( Covid -19).

 

Die Kindergärten schlossen, ebenso die Schulen, keine Nachmittagskurse und Home Office für alle im Haushalt.

 

Wie sollten wir das schaffen noch dazu ohne die Möglichkeit, die Kinder mal kurz vorm eigens installierten (Schul)Fernsehen zu parken?

 

 

 

Der Familienrat tagt und trifft eine Entscheidung

 

 Uns war sofort klar, das braucht eine Entscheidung der gesamten Familie wie wir weiter damit umgehen wollen, der Familienrat war gefragt.

 

Wir saßen also um unseren Esstisch und besprachen die Situation. Jedes Mitglied unserer Familie sollte gehört werden und seine Meinung äußern dürfen. Dabei half uns ein Schneckenhaus als Sprechssymbol.

 

Ein Sprechssymbol zeigt an, wer gerade an der Reihe ist und sprechen darf, alle anderen hören zu.

 

Wir Eltern starteten und erklärten so gut wir wussten, was da gerade in der Welt passierte. Jedenfalls hieß das für uns als Familie, dass wir die nächste Zeit gemeinsam zu Hause verbringen würden – kein Kindergarten, keine Schule und keine Arbeit außer Haus.

 

Wir boten den Kindern an, auf Grund der besonderen Umstände doch ab und zu fernsehen zu dürfen. 

 

Das Spannende: sie lehnten ab und zwar alle drei.

 

 Wieder tauschten die Erwachsenen im Haushalt irritierte Blicke. War das gerade wirklich passiert? Nun gut, die Entscheidung war gefällt und wir harrten der Dinge.

 

 

 

Was soll ich sagen? Es war absolut problemlos. Trotz der intensiven Phase zu Hause, fehlte der Fernseher mit all seinen Möglichkeiten kein bisschen. Die Kinder waren weitaus entspannter und ausgeglichener als mit Filmen und Serien.

 

Es war so angenehm.

 

 

 

Wir Eltern waren gespannt, wie sich das zu Ostern ändern sollte und setzten uns wieder an unseren Familientisch und versammelten den Familienrat.

 

Tatsächlich vermissten die Kinder das Fernsehen kaum und doch wollten sie es wieder versuchen. Gleichzeitig waren sich gar nicht mehr sicher, ob das so eine tolle Idee wäre.

 

Gemeinsam haben wir dann überlegt, wie wir den zukünftigen Alltag mit Fernseher gestalten können.

 

 

 

Die Lösung hat mich überrascht. Ihnen reicht es, am Wochenende einen Film sehen zu können. Das zelebrieren wir jetzt richtig. Es gibt einmal in der Woche einen Filmnachmittag mit Popcorn.

 

 Interessanterweise merken wir, dass selbst dieser eine Film in der Woche manchmal zu viel ist. Letztens haben sie erst recht spät begonnen und danach war die Laune bei allen im Keller. So kam die Regel dazu, der Film muss früh genug gestartet werden, damit noch genug Zeit zum Runterkommen vorm Zubettgehen bleibt.

 

 

Was hat uns der Verzicht auf Fernsehen gebracht?

 

  • bessere Laune
  • kreativer
  • weniger Streit
  • ruhigere Abende
  • mehr gemeinsame Zeit
  • mehr an der frischen Luft
  • mehr freies Spiel
  • mehr Lesen
  • mehr Basteln

 

 

 

Gibt es auch etwas Negatives?

 

Wir Eltern haben jetzt keinen verlässlichen „Kinderparkplatz“ mehr. Das ist allerdings in Ordnung, denn es finden sich genügend Alternativen. Kuscheln geht quasi immer. 

 

Und jetzt bist du dran: Überdenkt euren Medienkonsum als Familie und probiert euch aus.

 

 

 

Die Macht gemeinsamer Entscheidungen

 

 

 

Warum teile ich diese Geschichte auf meinem Blog?

 

 Ich möchte dir gerne den Familienrat vorstellen und aufzeigen welche Macht gemeinsam getroffene Entscheidungen haben.

 

 Der Familienrat ist eine Zusammenkunft aller Familienmitglieder und er eignet sich besonders gut um gemeinsame Entscheidungen zu treffen und jedes Familienmitglied anzuhören.

 

Was einen Familienrat ausmacht und wie du ihn in deiner Famile ganz leicht verwirklichen kannst, verrate ich in meinem nächsten Blog Artikel.

 

Stay tuned. 😉

 

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Hallo, ich bin Julia, Expertin für achtsame Kommunikation in der Familie und einem bedürfnisorientierten Alltag voller Gelassenheit.

Als Mama von drei Kindern und mit der Erfahrung aus über 8 Jahren Elternbildungsarbeit liegen mir Familien mit Kindern und ihre Bedürfnisse besonders am Herzen. Kommunikation und die Macht der Sprache faszinieren mich und begleiten meinen beruflichen Alltag als Mediatorin. viele Mediationstechniken sind im Familienalltag besonders hilfreich und deswegen bin ich heute hier: ich will dich an meinem Wissen und meiner Erfahrung teil haben lassen.

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