Neulich beim Aufräumen ist mir mein absolutes Lieblingsbuch in die Hände gefallen. Es ist das erste Buch, an das ich mich aus meiner Kindheit erinnern kann. Meine Ausgabe ist alt und zerlesen.
Ich habe es schon sooft gelesen. Meinen Kindern habe ich es vorgelesen und meine älteste Tochter hat es bereits selbst gelesen.
Die Rede ist von „Momo – Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte“ von Michael Ende.
Hört sich jetzt nicht nach einem absoluten Geheimtipp an, aber das soll es ja auch gar nicht sein. Umso mehr Menschen die Geschichte von Momo lesen und sich damit beschäftigen umso besser, wenn du mich fragst.
Die Geschichte von dem kleinen Mädchen auf seiner Suche nach der Zeit, fasziniert und fesselt mich immer wieder und hat mich schon viele Lektionen gelehrt.
Eine meiner ganz persönlichen Lebens -Lektionen teile ich heute mit dir:
Die Macht des aktiven Zuhörens in der Beziehung von Eltern und Kindern.
Starten wir mit einem Zitat aus Momo:
Was die kleine Momo konnte wie kein anderer, das war das Zuhören.
Das ist doch nichts Besonderes, wird nun vielleicht mancher Leser sagen, zuhören kann doch jeder. Aber das ist ein Irrtum. Wirklich zuhören können nur recht wenige Menschen. Und so wie Momo sich aufs Zuhören verstand, war es ganz und gar einmalig.
Momo konnte so zuhören, dass dummen Leuten plötzlich sehr gescheite Gedanken kamen. Nicht etwa, weil sie etwas sagte oder fragte, was den anderen auf solche Gedanken brachte – nein, sie saß nur da und hörte einfach zu, mit aller Aufmerksamkeit und aller Anteilnahme.
Dabei schaute sie den anderen mit ihren großen, dunklen Augen an, und der Betreffende fühlte, wie in ihm plötzlich Gedanken auftauchten, von denen er nie geahnt hatte, dass sie in ihm steckten.
Sie konnte so zuhören, dass ratlose, unentschlossene Leute auf einmal ganz genau wussten, was sie wollten.
Oder dass Schüchterne sich plötzlich frei und mutig fühlten.
Ich weiß nicht wie es dir, liebe_r Blogleser_in geht, aber ich bekomme Gänsehaut, wenn ich das lese.
Momo ist ein besonderes Mädchen und ihre Art und Weise zu zu hören ist eine besondere Fähigkeit.
Diese Art des Zuhörens ist etwas, dass wir alle von Momo lernen können. Gerade wir Eltern sollten unseren Kindern ganz bewusst und vor allem aktiv zuhören. Das kann so viel bewirken – Momo zeigt es uns vor.
Im Familienalltag bleibt oft keine Zeit um Zuzuhören. Wir sind beschäftigt. Mit uns, unserer Arbeit, dem Smartphone, Kochen, Putzen oder etwas anderem.
Dabei verlieren wir so viel. Wir überhören die echten Bedürfnisse unserer Kinder. Wir wissen nicht was sie bewegt, wie sie sich fühlen oder was gerade wichtig ist in ihrem Leben.
Das führt regelmäßig zu Streit und Konflikten. Wir Erwachsene sind beschäftigt und fühlen uns durch die Kinder gestört. Die Kinder fühlen sich ignoriert oder nicht wahrgenommen.
Ende der Geschichte: Wir schimpfen, streiten und sind unzufrieden.
Ein Schritt um das zu Ändern, ist bewusstes, besser gesagt aktives Zuhören. Diese Kommunikationstechnik hilft dabei, Verständnis sichtbar zu machen und Gefühle wahrzunehmen.
Yeah. Das ist richtig super und tut der Eltern – Kind – Beziehung gut.
Folgende Punkte helfen dir dabei aktiv zuzuhören:
Körperliche Aufmerksamkeit:
Geh auf Augenhöhe mit deinem Kind. Das meine ich wortwörtlich und im übertragenen Sinn.
Geh auf eine Ebene mit deinem Kind. Das kann bedeuten, dass du dich auf den Boden hockst oder dass du dein Kind auf die Küchenanrichte setzt. Es kann aber auch bedeuten, dass du deine Sprache der deines Kindes anpasst.
Zusätzlich achte darauf, dich deinem Kind zuzuwenden und nicht bloß mit einem halben Ohr zuzuhören. Dreh dich nicht weg und konzentriere dich auf dein Kind. Hör auf etwas nebenbei zu tun, wie zB Geschirrspüler einräumen, am Smartphone scrollen oder die Einkäufe zu sortieren. Schenke deinem Gegenüber deine volle Aufmerksamkeit.
Bestätigendes Zuhören
Gib deinem Kind zu verstehen, dass du zuhörst. Ein einfaches „mhm“oder Nicken zeigen deinem Kind, dass du zuhörst und dass du es wahrnimmst.
Das ermuntert oft auch zum Weitersprechen.
Das kennst du doch sicher auch. Wenn du bemerkst, dass dir jemand zuhört, sprichst du doch viel lieber und mit mehr Enthusiasmus weiter.
Verständnis zeigen
Aktives Zuhören vermittelt Verständnis und das wollen wir für unsere Kinder unbedingt. Wir wollen, dass sie sich verstanden fühlen. Anstatt auf der Sachebene zu bleiben, achtet man beim aktiven Zuhören darauf, wie das Gegenüber etwas sagt. Als nächsten Schritt versuchen wir, die Gefühle und Emotionen die wir wahrnehmen zu verbalisieren.
Das trägt dazu bei, dass sich unser Gesprächspartner verstanden und wahrgenommen fühlt.
Wählen wir ein nicht passendes Gefühl aus, ist das nicht schlimm – wir werden sicherlich sofort korrigiert werden.
Wichtig: Verständnis zu zeigen, bedeutet nicht, dieselbe Meinung zu haben.
Das wars auch schon. Mehr brauchst du nicht, um aktiv zuzuhören.
Lasst uns zu hören wie Momo. Kinder die sich gehört fühlen, können ihre Gefühle leichter ausdrücken. Sie lernen selbst zuzuhören und auf ihre eigenen Bedürfnisse und die von anderen Acht zu geben.
Kannst du dich erinnern, als dir zum letzten Mal jemand wirklich zu gehört hat und dir seine ungeteilte Aufmerksamkeit geschenkt hat?
Ein großartiges Gefühl oder?
Du kannst dieser jemand für dein Kinder/ deiner Kinder sein und zuhören. Das ist am Anfang vielleicht ungewohnt und braucht Übung. Die gute Nachricht ist: Du kannst es lernen, es ist gar nicht schwer.
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Hallo, ich bin Julia, Expertin für achtsame Kommunikation in der Familie und einem bedürfnisorientierten Alltag voller Gelassenheit.
Als Mama von drei Kindern und mit der Erfahrung aus über 8 Jahren Elternbildungsarbeit liegen mir Familien mit Kindern und ihre Bedürfnisse besonders am Herzen. Kommunikation und die Macht der Sprache faszinieren mich und begleiten meinen beruflichen Alltag als Mediatorin. viele Mediationstechniken sind im Familienalltag besonders hilfreich und deswegen bin ich heute hier: ich will dich an meinem Wissen und meiner Erfahrung teil haben lassen.
Was für eine wunderbare Geschichte … nicht nur Momo, sondern deine persönliche Erzählung! Und dein Mut-Machen für den Familienalltag. Danke!!
Danke Angelika! Mut brauchen wir alle im Familienalltag – wie schön, dass mein Artikel dir ein bisschen davon geben kann.